Die Zeit der beiden Weltkriege

(Hinweis: Dieses Kapitel ist im Buch mit insgesamt 37 Bilder umfangreich illustriert!)

Erster Weltkrieg

Der siegreiche Feldzug von 1870/71 und der Patriotismus der Kaiserzeit waren Ausgangspunkt, daß überall im Lande bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges überwiegend mit Begeisterung ins Feld gezogen wurde. „Ausflug nach Paris“ war allenthalben auch in unseren Landstrichen zu lesen, denn man erwartete im Sommer 1914 eine rasche positive Entscheidung. Insgesamt zogen 84 Bayerdillinger in den Krieg - bei 540 Einwohnern waren dies nahezu alle Männer im wehrdienstfähigen Alter. Frauen, Kinder und alte Menschen, dazu Kriegsgefangene, mußten die ganze Arbeit leisten. Die im Königlich-Bayerischen Heer gedienten Männer mußten mit der Mobilmachung, teilweise bis 1918, Kriegsdienst leisten. Diese Pflicht galt auch für Verheiratete mit großen Familien. Josef Riehl, Jahrgang 1883, von 1903 bis 1905 im 15. Infanterieregiment Neuburg ausgebildet, mußte trotz fünf kleiner Kinder (geboren 1908 bis 1913; ein sechstes kam 1915) an die Front. Die Frau mußte den kleinen Hof durch die Kriegszeit bringen. Möglich war dies dadurch, daß ihre bislang berufstätige (ledige) Schwester den auswärtigen Arbeitsplatz aufgab und nach Bayerdilling zurückkehrte. Das jährliche Existenzminimum der Familienunterstützung wurde von der Gemeinde am 23. November 1914 für Ehefrauen auf 375 M zuzüglich Kinderzuschläge von 150 bis 100 M (mit höherer Kinderzahl sank der Zuschlag pro Kind) festgesetzt, wobei das Einkommen angerechnet wurde.

So sollte der Begeisterung schon im Herbst 1914 die Ernüchterung folgen, als Meldungen von zähen Gefechten und die ersten Todesnachrichten eintrafen. In Bayerdilling war Anton Schupp (20. August 1914) das erste Kriegsopfer. 20 Bayerdillinger, 7 Wächteringer und 1 Nördlinger starben im Krieg, 4 weitere Bayerdillinger starben in der Heimat später an Kriegsfolgen.

Am 11. Dezember 1914 starb Josef Bruglachner, als Hoferbe des Gallbauern vorgesehen, im Lazarett in Kassel an den Folgen einer am 27. November erlittenen Verwundung. Die verwitwete Mutter hatte ihn besuchen wollen, als sie eintraf, war er bereits tot. Sie ließ den Verstorbenen in die Heimat überführen und im Gallbauernhaus aufbahren. Wegen der Überführung wurde Bruglachner in einen Zinnsarg mit überstülpten Eichensarg und Glasausschnitt gelegt. Da die Toten damals offen aufgebahrt waren, konnte er durch diese Konstruktion - in seiner Militäruniform - gesehen werden. Die Beisetzung erfolgte im Familiengrab links, die folgenden Beerdigungen stets rechterhand, wußte Mesner Thomas Stiglmair 1991 zu berichten. Josef Bruglachner war einer der beiden Toten des Ersten Weltkrieges, der in der Heimat beigesetzt werden konnte, der andere war Josef Riel, der am 26. Juli 1916 zuhause an Kriegsfolgen starb.

Für die Jahre der Entbehrung im Ersten Weltkrieg wurde den jungen Männern kommunal ein Vorteil eingeräumt: Am 29. September 1917 beschloß der Gemeinderat, daß Kriegsteilnehmer das Bürgerrecht zum halben Gebührensatz (bei Einheirat) beziehungsweise kostenlos (bei Einheimischen) erhalten.

Die Folgen des Krieges

Die Heimkehrerfeier für die Soldaten des Ersten Weltkrieges wurde laut Beschluß vom 22. Dezember 1918 aus der Gemeindekasse unterstützt. Die „Speisung der heimgekehrten Krieger“ fand im Gasthaus „Neuwirt“ statt. Die offizielle Heimkehrerfeier mit Musik fand 1920 im Gasthaus Sedlmair, erneut auf Kosten der Gemeinde, statt. Ausgaben sind 1918 bis 1920 für Ehrensalven verbucht. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Böllern von der Besatzungsmacht längere Zeit verboten und auch Heimkehrerfeiern gab es nach der Katastrophe des Dritten Reiches nicht.

Am 3. Mai 1919 beantragte die Gemeinde für die Gründung einer Volkswache beim Soldatenrat Neuburg 25 bis 30 Gewehre. 1920 bestand in Bayerdilling tatsächlich eine Einwohnerwehr, die einmalig mit 400 M aus der Gemeindekasse unterstützt wurde.

Infolge der hohen Kriegsschulden setzte bald eine starke Inflation ein, die 1923 zu Tauschwirtschaft führte. Das heute verdiente Geld war morgen gerade noch das Papier wert, auf dem es gedruckt war. Von Rupert Koller stammen die nachfolgenden Scheine dieser Zeit.

Die Entwicklung zur Diktatur Hitlers machte vor der Pfarrei nicht halt; Pfarrer Strobl hat die Wahlergebnisse von der konservativen Bayerischen Volkspartei (BVP) zur NSDAP festgehalten:

14. September 1930 Bayerdilling Wächtering
BVP 164 52
NDSAP 29 4
Bauernbund 30 3
Staatspartei 3 2
Sonstige 2 0

13. März 1932, Reichspräsident Bayerdilling Wächtering
Hindenburg 130 54
Hitler 84 22
Duesterberg 47 1
Thälmann 2 0

10. April 1932, Reichspräsident Bayerdilling Wächtering
Hindenburg 187 60
Hitler 57 15
Thälmann 2 0

24. April 1932, Landtag Bayerdilling Wächtering
BVP 147 43
NSDAP 65 11
Deutschnational 15 1
Bauernbund 3 5
SPD 2 0

6. November 1932, Reichstag Bayerdilling Wächtering
BVP 145 57
NSDAP 76 8
Deutschnational 6 1
Bauernbund 4 1
Sonstige 4 1

5. März 1933, Reichstag Bayerdilling Wächtering
NSDAP 201 49
BVP 96 33
Bauernbund 2 0
Sonstige 2 0

Die Entwicklung der beiden Dörfer im Dritten Reich ist in anderen Beiträgen dieses Buches auszugsweise dargestellt. Das System durchdrang alle Lebensbereiche und jeden kleinsten Verein auf dem Land. Die Gefühle der einberufenen Männer und der zurückgebliebenen Angehörigen waren 1939 ganz anders als 21 Jahre früher: Siegesparolen der NS- und Regierungsstellen beherrschten zwar zum Kriegsausbruch das öffentliche Bild, aber spätestens seit der Kriegserklärung an Rußland herrschten bei den meisten Einwohnern ernste Zweifel am „Endsieg“.

Johann Wegele - ein Einzelschicksal des Zweiten Weltkrieges

Zum Schicksal von Johann Wegele erhielt die Familie eine Nachricht, einen Monat nach dem vermutlichen Todeszeitpunkt verfaßt. Er hat folgenden Wortlaut:

Feldpost-Nr. 14065 C O. U. den 13.6.44

Sehr geehrte Frau Wegele!

Ich habe die traurige Pflicht Ihnen mitzuteilen, dass Ihr Gatte, der Gefreite Johann Wegele, seit den in heldenhaften Einsatz geführten Kämpfen auf der Krim vermißt wird. Er ist bisher nicht zu seiner Einheit zurückgekehrt. Die angestellten Nachforschungen haben zu keinem Ergebnis geführt. Sollte durch uns der Verbleib Ihres Gatten noch geklärt werden, gebe ich Ihnen sofort Nachricht.

Ich weiß, wie schwer diese Ungewissheit Sie bedrücken muß. Ich selbst und die Kameraden Ihres Gatten gedenken Ihrer in herzlicher Anteilnahme, hoffen aber mit Ihnen, daß Ihr Gatte doch noch lebt und Ihnen erhalten bleiben möge.

Die Bedeutung seines Opfers liegt darin, daß er und seine Kameraden in den entscheidenden Wochen des Krieges den Ansturm großer Massen des Feindes auf sich gezogen haben und so deren Hingreifen an der übrigen Ostfront verhinderten. Er hat damit an wichtiger Stelle die Heimat geschützt. Möge Ihnen die Gewißheit, daß Ihr Gatte und seine Kameraden in diesem entscheidenden Kampf sich für die Zukunft und das Leben unseres Volkes eingesetzt haben die Kraft geben, das Schwere zu tragen, das ein hartes Schicksal Ihnen auferlegt hat.

In aufrichtigem Mitgefühl grüßt Sie mit

Heil Hitler!    (Unterschrift)   Leutnant

Ein Gutachten des Deutschen Roten Kreuzes, Suchdienst München, vom 31. März 1969 urteilt zu dem Schicksal des Johann Wegele (2. Kompanie des Grenadier-Regiments 686 der 336. Infanterie-Division, vermißt seit 13.5.1944):

Die Ergebnisse führen zu dem Schluß, daß Johann Wegele mit hoher Wahrscheinlichkeit am 13. Mai 1944 im Kampf um Sewastopol gefallen ist.

Aus der Begründung: Mitte April 1944 hatte sich die 4. Ukrainische Front in einer schweren Durchbruchsschlacht den Zugang zur Krim erzwungen und die deutsche 17. Armee in der Festung Sewastopol zurückgeworfen. Nachdem der Gegner Verstärkungen, vor allem an schwerer Artillerie, herangebracht hatte, trat er am 5. Mai zur Großoffensive gegen Sewastopol an.

Bereits der erste Stoß der sowjetischen 2. Garde-Armee, geführt von Norden her gegen die 336. Infanterie-Division, erschütterte die Nordfront der Festung und führte zu tiefen Einbrüchen in die Hauptstellung südlich des Belbaktals. ... Am 7. Mai wurde die deutsche Front aufgerissen. In der Nacht vom 7. auf den 8. Mai ging die 336. Inf.-Div. in die Hafenschutzstellung nördlich der Sewernaja-Bucht zurück, überquerte diese in der folgenden Nacht und schlug sich am 9. Mai zur letzten deutschen Widerstandslinie auf der Halbinsel Chersones durch. An diesem Tag kam der Befehl zur Räumung der Krim, am 11. Mai begann die Truppeneinschiffung, bereits am Morgen des 12. Mai zerbrach die Befehlsorganisation der Seestreitkräfte unter dem schweren Feuer des Feindes, so daß der Abtransport eingestellt wurde. Noch am gleichen Tage kapitulierten die zurückgebliebenen Einheiten der Armee. Einzelne Soldaten, die sich in den Steilfelsen der Küste verborgen hatten, wurden am 13. Mai von sowjetischen Suchtrupps überwältigt. Erhebliche Verluste erlitten die Reste der deutschen Verbände auch auf See, da einige Truppentransporter versenkt wurden.

Der Untergang der 17. Armee führte zu außerordentlich hohen Verlusten. Die Zahl der Verschollenen bei der 336. Inf.-Div. liegt bei 3.500. Ein erheblicher Teil dieser Vermißten hat in Sewastopol den Tod gefunden. Die tatsache, daß keinerlei Gefangenschaftshinweis bei den Verschollenen vorliegt, zwingt zu dem Schluß, daß auch er bei den Endkämpfen auf der Krim gefallen ist.

Der Zweite Weltkrieg

Mit Kriegsbeginn am 1. September 1939 mußten viele Pfarreiangehörige in den Kriegsdienst treten, im Verlauf des Krieges wurden zusätzliche Jahrgänge eingezogen. Vom 4. bis 10. Oktober 1939 läuteten die Kirchenglocken anläßlich des Kriegsendes in Polen täglich von 12 bis 13 Uhr - sie sollten bald ihre eigene Sterbestunde einläuten! Am 23. Oktober 1939 trafen 20 kriegsgefangene Polen zur Arbeit ein, die von Wehrmachtssoldaten beaufsichtigt wurden. Sie waren in der Landwirtschaft als Ersatz für die an die Kriegsfront befohlenen Männer eingeplant. Alle 14 Tage hielt Pfarrer Strobl für die Polen einen eigenen Gottesdienst, mit Spenden trug die Pfarrgemeinde zu einer bescheidenen Weihnachtsfeier bei, die von den Soldaten ermöglicht wurde. Ende Juli 1940 weilte eine größere Zahl von Fronturlaubern, die gegen Frankreich kämpfen mußten, in der Heimat. Niemand dachte daran, daß das Schlimmste dieses Krieges erst bevorstehen würde.

Am 17. März 1943 mußten etwa 50 Essener in der Pfarrei untergebracht werden (im Ruhrgebiet waren durch Fliegerangriffe viele Menschen obdachlos geworden). Am 9. Mai 1943 verließ ein Teil dieser Evakuierten die beiden Dörfer wieder. Spätestens jetzt, wo schon so viele Pfarreiangehörige ihr Leben lassen mußten, zweifelten die Meisten an der Richtigkeit der offiziellen Kriegsnachrichten. Mit Jahresbeginn 1945 lag das Dritte Reich bereits in den letzten Zügen, ohne Aussicht, das Kriegsglück noch zu wenden. Am 24. Januar 1945 wurden dennoch erstmals - als „letztes Aufgebot“ - ältere Männer zum Volkssturm eingezogen: Alois Reißner, Johann Stiglmeir, Benedikt Gutmann, Friedrich Koller, Josef Sandmaier, Josef Zach, Leonhard Zach und Wilhelm Färber.

Am 23. April 1945 wurde die Schule geschlossen, die in Bayerdilling liegende Kompagnie zog ab. Am nächsten Tag kam eine Sanitätsstaffel und lagerte in der Schule. Am 25. April 1945 ruhten alle Außenarbeiten, die Sanitätseinheit zog ab, der Pfarrer spendete einem durch Tiefflieger schwerverwundeten Soldaten (Vorarlberger) bei Nördling die Krankensalbung; er wurde von den Kameraden - wie zwei Gefallene - auf dem Rückzug gen Südosten mitgenommen. Am Donnerstag, 26. April, zog SS in Bayerdilling auf. Eine 33jährige Frau wurde von einer Granate tödlich verletzt, 13 Scheunen und zwei Wohnhäuser wurden durch Tiefflieger am Spätnachmittag in Brand geschossen. In der folgenden Nacht war schweres Artilleriefeuer; viele Häuser wurden beschädigt, ebenso das Kirchendach und mehrere Fenster. Am Nachmittag des 27. April besetzten die Amerikaner das Dorf und eroberten nach kurzer Schießerei auch den Kirchberg,von wo aus einige junge deutsche Soldaten auf die in Massen anstürmenden Truppen noch schossen. Zwei Deutsche und ein Amerikaner fielen dabei. Anschließend schossen die Amerikaner von Pfarrhof, Schule und Mesner aus schwer in den Gallbauern-, Hauser- und Holzmüllerwald, wo noch deutsche Truppen lagen, und marschierten dann weiter Richtung Wallerdorf und Holzheim. Die Bayerdillinger mußten zum großen Teil die Häuser den Amerikanern überlassen und in Schuppen und Städeln Unterkunft nehmen; der Pfarrer wohnte in der Stube des Mesners. Beim „Hanselmann“ war ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet, das über 300 deutsche Soldaten zählte. Bayerdilling tat in den folgenden Wochen viel in der Beherbergung und Verpflegung von deutschen Soldaten, die in Zivil heimwärts zogen. Die ursprünglich in Bayerdilling bestatteten fremden Kriegstoten wurden am 3. Juli 1958 auf den Nagelberg bei Treuchtlingen umgebettet. Dies sind die drei Angehörigen der in Bayerdilling stationierten „Mot“, die nach Fliegerangriffen in Großstädten zum Katastrophen- und Löscheinsatz beordert waren, sowie der beim Einmarsch der Amerikaner getötete Detlev Naegler. Für die vier Männer und den ebenfalls am 27. April 1945 gefallenen Ernst Reif (überführt in die Heimat Rothenburg) sind Gedenktafeln am Kirchenchor außen erhalten.

Harte Jahre bis zur Währungsreform

Zum Wiederaufbau berichtet Pfarrer Strobl: „Von Mai bis Herbst 1945 wird das elektrische Licht, Telefon, Eisenbahn und Post wieder in Gang gebracht. Am 25. September 1945 wird die Schule eröffnet unter neuen Lehrkräften. Im Mai 1945 kehren die französischen Kriegsgefangenen heim, sie haben sich in der Zeit des Zusammenbruches auf das beste verhalten und es gibt beim Abschied Tränen auf beiden Seiten. Im Herbst (9. Oktober) verlassen uns die letzten Polen, die ebenfalls vom Pfarrer zuvor Abschied nehmen.“ In der Zeit zwischen Zusammenbruch und Rückführung in die Heimat starb am 26. Juli 1945 der 47jährige Walentin Botor, vermutlich ehemals polnischer Zwangsarbeiter im Rainer Krankenhaus an den Folgen eines Unfalles mit Pferden, den er tags zuvor in Bayerdilling erlitten hatte.

Vier Bayerdillinger waren wegen ihrer Aktivitäten im Dritten Reich ab Juli 1945 von der Besatzungsmacht vorübergehend in Haft genommen worden.

Im Winter 1945/46 gab es keine Kohle. In den folgenden Jahren bis 1948 herrschte Tauschhandel, für Naturalien war fast alles zu haben. Der Führerschein kostete beispielsweise wenig Mühe, einige Pfund Butter glichen Kenntnislücken reichlich aus. Ein Hauptproblem der Jahre 1945/48 war die Unterbringung der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge. Begonnen hatte es bereits 1944, als ausgebombte Städter (unter anderem aus Augsburg) untergebracht werden mußten. Im Pfarrhof waren beispielsweise gegen Ende 1944 zeitweise sechs Personen untergebracht. Und es sollten noch mehr werden. Am 28. März 1945 kamen neue Flüchtlinge und nach dem Ostermontags-Angriff (2. April) auf einen Zug im Rainer Bahnhof, bei dem es 17 Tote und etwa 100 Verletzte gab, mußten überraschend weitere Leute in der Pfarrei untergebracht werden. Mit dem Waffenstillstand strömten weitere Vertriebene aus dem Osten zu. Aus dem Sudetenland kamen am 1. Februar 1946 die ersten fünf Ausgewiesenen nach Wächtering, tags darauf 39 Personen nach Bayerdilling. Vom Frühjahr bis Herbst 1946 kamen weitere Ausgewiesenen aus Ungarn und der CSSR. Mehr als 50 Menschen waren in Wächtering zeitweise unterzubringen, Bayerdilling zählte 1950 noch 138 Vertriebene und Flüchtlinge, das waren 21 Prozent der Einwohner. Im Fasching 1946 fanden bereits wieder Tanzveranstaltungen statt, was Pfarrer Strobl von der Kanzel herab brandmarkte. Er forderte - erfolglos - auf, dies abzustellen.

Gregor Breimair („Hanselmann“), von der Militärregierung im Sommer 1945 als Bürgermeister eingesetzt, wurde am 27. Januar 1946 mit 156 von 183 Stimmen durch die Bayerdillinger bestätigt. In Wächtering wurde Georg Modlmair, im Jahr zuvor ebenfalls eingesetzt, sogar einstimmig gewählt. Bei den ersten Landtagswahlen am 1. Dezember 1946 zeigten sich die Bayerdillinger konservativ wie in früheren Zeiten. Es erhielten: CSU 144 Stimmen, SPD 25, Kommunisten 1, WAP 4. Das Wahlergebnis in Wächtering war noch deutlicher: CSU 67, SPD 2, Kommunisten 2, WAP 2.

Die Währungsreform vom 20. Juni 1948 machte zunächst mit 40 M Kopfgeld alle gleich. Mit der Umstellung von privaten Sparguthaben und RM-Verbindlichkeiten, Stand 21. Juni 1948, im Verhältnis 10 : 1 wurden die Geldbesitzer arm. Und doch war diese Reform der Ausgangspunkt für die nun rasant beginnende wirtschaftliche Entwicklung. Kein Fest könnte diesen Schnittpunkt zwischen Vergangenheit und Zukunft besser repräsentieren als die erste Nachkriegsfahnenweihe der Umgebung: durch Kriegseinwirkung war 1945 die alte Feuerwehrfahne von Bayerdilling verlorengegangen. Am 73. Gründungstag, dem 6. Juni 1949 (Pfingstmontag), feierte Bayerdilling mit fünf Musikkapellen und 24 Feuerwehren die Weihe der neuen Fahne in Anwesenheit des Direktors der Militärregierung, Mr. Eshleman. Die Bundesrepublik war zu diesem Zeitpunkt gerade zwei Wochen alt ...

Hinweis

Die Themen Kriegstote, Gedenkstätten und Ereignisse im April 1945 blieben bei diesem ortsgeschichtlichen Beitrag weitgehend unberücksichtigt, da ausführliche Darstellungen und Stimmungsbilder bereits in folgenden Publikationen enthalten sind:

Festschrift „100 Jahre Soldaten- und Kameradschaftsverein Bayerdilling-Wächtering“, 1992.

Adalbert Riehl, Der April 1945 im östlichen Lech-Donau-Winkel nach den Berichten von Zeitzeugen, herausgegeben von der Stadt Rain 1995.

Johann Hafner, Die Zeit der beiden Weltkriege - Erlebnisse und Eindrücke, in „750 Jahre Niederschönenfeld und Feldheim“, Rain 1990.