Landwirtschaft und Gewerbe früher

Situation um 1830 in Bayerdilling

1830 ließ die Kreisregierung in Augsburg, um ein Bild von den Lebensbedingungen und den Erfordernissen der Zeit zu gewinnen, eine Statistik von jeder Gemeinde anfertigen, die viele Nachrichten über die Verhältnisse im Dorf gibt.

Die Statistik des Dorfes Bayerdilling ist unterm 14. Dezember 1830 niedergeschrieben. Der Ort hatte 393 Einwohner und war in den vorangehenden 20 Jahren um 39 Einwohner (über zehn Prozent) gewachsen. Die überlieferten Zahlen dürften jedoch teilweise unrichtig sein, da weitere zehn Jahre später, bei der Volkszählung 1840, bereits von 464 Einwohner (Steigerung um 18 Prozent) berichtet wird. - Die 88 Familien bestanden aus 144 Männern, 163 Frauen, 36 Buben und 50 Mädchen. Zur Bevölkerung, die überwiegend von der Landwirtschaft lebte, wurden 261 Einwohner gezählt, aufgeteilt in

28 Gutsbesitzer, einschl. Familien 88 Personen,
  6 Gewerbebetriebe, deren Haupterwerb der Feldbau ist, zusammen 22 Personen,
27 Leerhäusler, also Besitzer kleinerer Höfe, die sich noch als Taglöhner verdingten, mit 67 Personen,
14 Knechte und
13 Mägde.

Zur damals sogenannten industriellen Bevölkerung wurden 119 Personen gezählt, also knapp ein Drittel der Gesamteinwohner. Sie teilen sich auf in

3 Gewerbeinhaber ohne Feldbesitz (7 Personen),
13 Gewerbeinhaber mit Feldbesitz, die hauptsächlich vom Gewerbe leben (45 Personen),
6 Leerhäusler, die im Gewerbe verwendet werden (17 Personen),
1 unansässige Familie mit 2 Personen,
5 Gesellen,
3 Lehrbuben und
9 Dienstboten.

Unter den „Sonstigen“ sind der Ortspfarrer, zwei Kommunalangestellte, ein Militärangehöriger und neun weitere Personen (darunter vier Kinder) verzeichnet.

Die Flur mit 3038 Tagwerk, fast unverändert bis heute, war wie folgt verwendet:

    57,78 Tagwerk Haus und Hofraum,
      0,69 Tagwerk Gärten,
1964,44 Tagwerk Äcker,
  520,93 Tagwerk Wiesen,
    11,82 Tagwerk Weiden und Ödungen,
  431,21 Tagwerk Wald,
      5,63 Tagwerk Gewässer,
    45,33 Tagwerk Straßen und Wege.

Auf den Äckern wurde noch die Dreifelderwirtschaft betrieben. Im Durchschnitt kamen auf das

Winterfeld 1/4 Weizen und Fesen (Spelz) und 3/4 Roggen und auf das
Sommerfeld 1/2 Hafer und 1/2 Gerste.

Das Brachfeld wurde zu einem geringeren Teil genutzt für 40 Tagwerk Klee, 10 Tagwerk Rüben und 6 Tagwerk Kartoffeln.

Die Landarbeit war mühselig. Es wurde für die Wintersaat viermal geäckert und zweimal geeggt, für Gerste wurde im Herbst einmal und im Frühjahr zweimal geäckert und zweimal geeggt. Auf das Brachfeld wurden pro Tagwerk zehn Fuhren Mist aufgebracht, dies geschah in den Monaten Mai, Juni und September. Die Winterernte, also Weizen und Roggen, wurde durchwegs mit der Sichel geschnitten, bei trockener Witterung in Garben gebunden und in den Stadel gebracht, bei ungünstiger Witterung wurde „aufgemandelt“. Das Sommergetreide, Gerste und Hafer, wurde mit dem Gaugel (Sense mit Bogen) gemäht und genauso eingebracht. Roggen war guter, anderes Getreide mittelmäßiger Qualität. Der größere Teil des Getreides wurde für den Eigenverbrauch verwendet; der Verkauf erfolgte auf der Schranne zu Rain, seltener auch auf den Schrannen zu Aichach und Donauwörth.

Die Erträge sind wie folgt festgehalten:
Weizen je nach Boden 1 1/3 - 2 1/3 Schäffel,
Roggen 2 - 2 2/3 Schäffel,
Gerste 1 2/3 - 2 1/3 Schäffel und
Hafer 2 - 2 1/2 Schäffel.

Das Schäffel ist ein Hohlmaß zu 222 Litern. Nach den von der Rainer Schranne 1856 überlieferten Werten ergibt sich ein Gewichtsertrag von 4,60 - 8,00 Zentnern beim Weizen, 6,18 - 8,25 Zentnern beim Roggen, 4,50 - 6,32 Zentnern bei der Gerste und 3,70 - 4,60 Zentnern beim Hafer. Die Erträge waren mangels künstlicher Düngung und moderner Bewirtschaftungsmethoden nur ein Bruchteil des heutigen Ergebnisses.

Die Wiesen waren allgemein zweimähdig (Wiesen mit nur einer Mahd pro Jahr gibt es heute praktisch nicht mehr). Die Hälfte wurde jeweils gedüngt und dabei Wiesenstreu hergestellt. Gemäht wurde Mitte Juni und Mitte oder Ende August, die Qualität von Heu und Grummet war mittelmäßig, auch Stroh wurde zusätzlich gefüttert. Die Obrigkeit stellte fest: „Übrigens scheint der Wiesenkultur nicht der gehörigen Aufmerksamkeit gewürdigt und das Grabenziehen vernachlässigt zu werden.“

Hopfen und Tabak wurde nicht angebaut, dafür aber 30 Tagwerk Kartoffeln. Bei 3 Schäffel Anbau und neunfachem Ertrag erntete man 27 Schäffel, das sind 6.000 Liter vom Tagwerk. Der Kartoffelertrag war mit 28 Gulden Geldwert pro Tagwerk weit höher als der Getreideertrag, der alles in allem nur 6 1/2 Gulden ausmachte. Weiter wurden 3 Tagwerk Erbsen, 2 Tagwerk Wicken, 2 Tagwerk Hanf und 30 Tagwerk Flachs angebaut.

Für den Flachsanbau wurde das beste Sommerfeld ohne Düngung verwendet. Ende August/Anfang September wurde der Flachs gerupft, in Büschel gebunden und sogleich abgefahren und geriffelt, das heißt der Leinsamen aus den Hülsen entfernt. Dann brachte man den Flachs für vier bis fünf Wochen auf die Viehweide zum „Rösten“. Nebel, Tau, Sonne und Regen sollten die hölzernen Stengelteile mürbe machen und das Faserbindemittel auflösen. Bei trockener Witterung - es war zwischenzeitlich Ende Oktober geworden - wurde der verwitterte, grau gewordene Flachs aufgerecht, in Büschel gebunden und nach Hause gefahren. Dort wurden mit der Brechel die Holzteile des Flachses gebrochen und mit einem stumpfen Holzmesser - Schwingschwert oder Schwingscheit genannt - die holzigen Teile entfernt, so daß der biegsame Bast übrig blieb. Auf das Brechen und Schwingen folgte das Hecheln, bei dem die Flachsbündel wiederholt durch eine Art Stahlbürste gezogen wurden, um sie in Einzelfasern aufzuspalten und in eine einheitliche Richtung zu bringen. Rest-Verunreinigungen und Kurzfasern wurden dabei ausgekämmt. Der herabfallende grobe Schwingwerg wurde meist von Anfängern, also Kindern, grobes Garn hergestellt, das wiederum für Seile, Gurte, Säcke und Tragbänder verwendet wurde. Der silbrig glänzende Handhechelflachs aber war Rohstoff für die Kleiderherstellung, in Bayerdilling fast nur zum eigenen Gebrauch. Der Leinsame wurde zu Öl verarbeitet und zum Verbrennen gebraucht. Der Flachs- und Leinertrag war mit 920 Gulden sehr beachtlich.

In den Anden wurde die Kartoffel schon vor mindestens 2000 Jahren als Kulturpflanze angebaut. Um 1550 brachten sie die Spanier nach Europa, 1589 gelangten die ersten Knollen nach Deutschland (Frankfurt am Main). Anfangs wurde sie in erster Linie als exotische Zierpflanze gebaut, erste Anbauversuche in Gärten sind seit der Mitte des 17. Jahrhunderts bezeugt und ab 1700 breitete sich der Anbau allmählich aus. Mißernten und Teuerungsjahre waren in manchen Gegenden Anlaß für die Pfarrer, den feldmäßigen Kartoffelbau von der Kanzel herab zu propagieren - man nannte sie Knollenprediger.

In Bayern nahm der Kartoffelanbau im Laufe des 19. Jahrhunderts kontinuierlich zu. Die Hungerjahre 1816 und 1817 trugen dazu ebenso bei wie die Entwicklung des Eisenbahnnetzes und der Bedarf in den stark wachsenden Großstädten. Während um 1810 lediglich in einzelnen Gerichtsbezirken ein Kartoffelertrag festgehalten wurde, wuchs der Anbau bis 1840 auf fünf Prozent und bis 1900 auf dreizehn Prozent der Ackerfläche. Bayerdilling lag 1830 erst bei 1,53 Prozent.

Flachs und Kartoffeln sind Beispiele für den grundlegenden Wandel in der Landwirtschaft: 1830 war für beide Fruchtgattungen die gleiche Fläche reserviert - allerdings für den Flachs abgezweigt vom „Sommerfeld“, während die Kartoffel nur auf dem „Brachfeld“ angebaut wurde. Heute ist der Flachs absolut bedeutungslos, die Kartoffelfläche hat sich vervielfacht.

Die Statistik berichtet von 20 Bienenstöcken, die 50 Maß Honig und 20 Pfund Wachs brachten. In den Gärten wurden vornehmlich Salat, Bohnen, Rettich, Kohlrabi und andere gewöhnliche Gemüsegattungen angebaut. Als Obstbäume waren Zwetschgen, Kirschen, Amarellen, Weichseln, Birnen und Äpfel vorhanden, auch Weintrauben gab es - alles für den eigenen Verbrauch. Die königliche Schäferei Sulz hatte das Weiderecht mit ihren rund 1000 Schafen auf den Brachfeldern das ganze Jahr und auf den übrigen Feldern von Michaeli bis Georgi.

Der Nutzviehbestand hatte sich insgesamt gesehen von 1794 bis 1830 kaum verändert; er weicht von den heutigen Zahlen gewaltig ab:

Jahr 1794 1830 1900 1916 1988
Arbeitspferde 118 130 106 86 0
Hornvieh 447 439 599 717 901
Schweine 141 108 403 300 1613
Schafe 78 100 16 1 0
Geißen/Ziegen 32 6 11 6 0

Sogar 170 Gänse, 58 Enten, 350 Hühner und 220 Tauben wurden in die Statistik des Jahres 1830 aufgenommen. Der Hühnerbestand hatte 1916 deutlich zugenommen, gezählt wurden: 136 Gänse, 11 Enten und 1586 Hühner, Küken und Hähne. Für 1916 liegt das Zählungsergebnis nach Anwesen vor, interessant die Zahlen vom Gallbauer: 8 Pferde, 54 Rinder (20 Milchkühe, 5 Kälber, 17 Stück Jungvieh, 4 Arbeitstiere/Ochsen, 5 Bullen, 3 Färsen/Kalbinnen), 18 Schweine, 64 Stück Federvieh. Zum Vergleich hielt einer der vielen Kleinbetriebe (Nummer 74): keine Pferde, 9 Rinder (3 Milch- und Arbeitskühe, 2 Arbeitstiere/Ochsen, 2 Kälber, 1 Stück Jungvieh, 1 Bulle), 3 Schweine (davon 1 Zuchtsau), 3 Gänse und 30 Hühner.

Der oben angeführte Vergleich zeigt, wie durch Verbesserung der Anbaumethoden schon im 19. Jahrhundert der Viehbestand aufgestockt wurde und wie enorm er sich im 20. Jahrhundert steigerte. Andererseits fiel das Pferd als Arbeitstier weg. Nicht jedes Anwesen hielt Pferde. Eine um 1900 angelegte Liste der Hand- und Spanndienste berichtet, daß die größeren Höfe für die „Schararbeit“ je nach Größe zwei bis zehn Pferde zu stellen hatten. Die mittleren Betriebe etwa in der Kategorie von heute 30 Tagwerk stellten zwei Ochsen zur Verfügung, die kleineren Betriebe arbeiteten mit ein oder zwei Kühen mit.

Der Entschluß von staatlicher Seite, ab der Mitte des 19. Jahrhunderts die Gemeindeweiden aufzuteilen und die Brache aufzuheben, bedeutete die Beseitigung einer ein Jahrtausend alten Wirtschaftsweise. Von den staatlichen Behörden wurde in den folgenden Jahrzehnten auf die Aufhebung der Viehweiden gedrängt und die Stallfütterung empfohlen. Der Übergang von der Dreifelderwirtschaft zur Fruchtwechselwirtschaft bedeutete einen intensiveren Landbau und ging Hand in Hand mit der Verbesserung der Düngung und der Urbarmachung und Verbesserung des Bodens. Das Austreiben des Rindviehs war 1897 sicher schon aufgehoben, für den Hüter sind nur noch Tarife für Schweine und Gänse festgelegt.

So verlor die Ertrags-Übersicht von 1830, die mit relativ geringen Abweichungen auch für die Jahrhunderte davor gelten mochte, schon wenige Jahrzehnte später ihre Gültigkeit. Die Erträge erhöhten sich, was angesichts wachsender Bevölkerungszahlen eine dringende Notwendigkeit wurde.

Die in Geld umgerechneten Erträge zeigen die Schwerpunkte der Bayerdillinger Landwirtschaft im Jahr 1830 auf. Vorab sei noch erwähnt, daß damals pro Jahr rund 75 - 85 fl (Geld- und Sachwert) für den Lebensunterhalt eines Erwachsenen erforderlich waren.
Ackerbau 13 265 fl 46,49 %
Viehzucht 9 803 fl 34,35 %
Flachs 920 fl 3,22 %
Hanf 65 fl 0,23 %
Bienen 70 fl 0,25 %
Gartenbau 880 fl 3,08 %
Obstertrag 1 700 fl 5,96 %
Kartoffeln 890 fl 3,12 %
Holzertrag 942 fl 3,30 %
Insgesamt 28 535 fl 100,00 %

Der Tagelohn war 12 Kreuzer für Männer und 10 Kreuzer für Frauen, jeweils zuzüglich Speise, aber ohne Getränke. Die Schnitter und Mähder erhielten zusätzlich die Getränke unentgeltlich. 5 Tagelöhne ergaben für Männer einen Gulden, mit rund 50 Gulden im Jahr konnte sich der Tagelöhner mehr schlecht als recht durchbringen. Knechte erhielten 24 bis 44 Gulden im Jahr und volle Kost, Mägde 20 bis 24 Gulden; eingerechnet sind darin Naturalgaben von 4 Gulden für Knechte und 9 Gulden für Mägde.

Der Überschuß betrug nach Abzug der Lasten und Dienstbotenlöhne knapp 76 Gulden je Kopf der landwirtschaftlichen Bevölkerung. Kleinbauern konnten ihr Minimum gerade decken, größere Bauern konnten sich bescheidenen Luxus, wenn man dies überhaupt so bezeichnen darf, leisten. Der Bericht sagt wörtlich: „Nach Zahlung der Dienstboten bleibt den Bauern nur kärglicher Ertrag für die eigene Versorgung übrig.“ Die Obrigkeit hatte aber mehr Verständnis für die Belange der Anwesensbesitzer als für die des Dienstpersonals, was auch die Abschlußbemerkung ausdrückt. Einem größeren Wohlstand stand in Bayerdilling entgegen: „starke Parzellierung der Grundstücke, Haltung kostspieliger Mähnpferde statt Zug- und Mähnochsen; zunehmende Inmoralität, Abnahme der Treue, des Fleißes und des Gehorsams der Dienstboten und wachsende Neigung zum Luxus.“

Von den um 1830 zu ermittelnden Gewerbebetrieben, 27 an der Zahl, haben sich nur zwei auf dem gleichen Haus bis heute gehalten - und zwar die beiden Gaststätten. War früher das Gewerbe über Jahrhunderte auf dem gleichen Anwesen, gab meist sogar die Hausnamen, so fand auch hier wie in der Landwirtschaft schon seit dem 19. Jahrhundert ein entscheidender Umbruch statt. Viele Berufe hat die Industrialisierung ausgelöscht, die gewerblichen Arbeitnehmer pendeln überwiegend nach auswärts und übertreffen an Zahl bei weitem die Landwirte. Das Gewerbe war innerhalb Bayerdillings stärker am Kirchberg (mindestens siebzehn Betriebe) als im westlichen Dorf (mindestens neun Betriebe) vertreten. Die 27 Gewerbebetriebe waren folgenden Berufen zuzuordnen (in Klammern die alte Hausnummer):

2 Müller (1 und 76)
2 Wirte (24 und 67)
3 Schuhmacher (64, 73 und 80)
1 Schuhmacher und Krämer (56)
3 Weber (29, 33, 65 und 70)
1 Schreiner (37)
2 Zimmerleute (2 und 81)
2 Maurer (27 und 77)
2 Schmiede (55 und 57)
2 Wagner (23 und 47)
1 Barbier (69)
3 Schneider (53, 85 und ?) und
2 Schäffler (42 und 59).

Die Familiennamen der Gewerbetreibenden können aus der jeweiligen Hofgeschichte entnommen werden.

Quellen und Literatur:

StAA, Regierung 5162 (Agricole Statistik) und BA Neuburg 2644 (Gewerbe).
Unbekanntes Bayern, Band 15, S. 86 (Südd. Verlag).
StAR, Gemeinde Bayerdilling, Beitragsrolle für die Gemeindedienste.
Die Kartoffel, Band 1 der Schriftenreihe der Museen des Bezirks Schwaben, hrsg. von Hans Frei.
Herbert Dettweiler, Vom Flachs zur Tracht, in "Rieser Bauernmuseum Maihingen", 2. Auflage, April 1988.
Ortschaften-Verzeichnis des Königsreichs Bayern, LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern, München 1904, J. Lindauersche Buchhandlung (Schöpping).
StAR, Fischeriana, Niederschönenfeld IV., S. 32 (Viehzählung 1794).
StAR, Depot Bayerdilling 7 (Viehzählung 1916; enthält auch 1936).
Stadt Rain, Mitteilung des Viehzählungsergebnisses 1988.

Gewerbe 1858

Nach einem Verzeichnis der Gemeinde Bayerdilling über ihre Gemeindemitglieder ergab sich 1858 folgendes Bild der 25 Handwerker und Gewerbebetriebe, geordnet nach Hausnummern:

1 Sabina Wünsch, Witwe Müller
4 Simon Weiler Schuhmacher
12 Andreas Steidle Zimmermann
23 Xaver Bollinger Wagner
24 Joseph Oßwald Wirt
29 Alois Forster Weber
30 ½ Joseph Schmid Schneider
44 Georg Forster Weber
47 Anton Koller Wagner
48 Joseph Stegmair Weber
49 Joseph Ziller Zimmermann
55 Joseph Nagl Schmid
56 Joseph Weigl Krämer
57 Joseph Koppold Schmied
59 Simon Wagner Schäffler
60 Joseph Vetter Weber
62 Georg Hiller Maurer
63 Anton Händler Zimmermann
64 Xaver Lory Zimmermann
67 Michael Oßwald Wirt
71 Stephan Grimmer Maurer
73 Mathias Wagner Bäcker
76 Joseph Asam Müller
80 Jakob Stiglmair Schuhmacher
81 Mathias Lenz Zimmermann

Quelle:
StAR, Gemeinde Bayerdilling.

Wächteringer Landwirtschaft 1830

In weiten Bereichen decken sich die Erkenntnisse aus der „agricolen Statistik“ über Wächtering mit der von Bayerdilling: starke Parzellierung bis zur Flurbereinigung anfangs der 1950er Jahre und Schwerpunkt auf Ackerbau. Der Anteil der Gewerbebetriebe war deutlich geringer. Die Zahlen umfassen, soweit nicht anders ausgewiesen, auch Nördling und die drei Einöden, die bei den Grundstücksgrößen wesentlich günstigere Verhältnisse hatten..

Die 205 Einwohner in 37 Familien setzten sich zusammen aus 78 Männern, 74 Frauen, 33 Knaben und 20 Mädchen. Sie waren alle katholisch. Hauptsächlich von der Landwirtschaft lebten 181 Personen, nämlich

15 Gutsbesitzer mit 55 Personen,
  4 Hofbesitzer mit (Neben-)Gewerbe, zusammen 14 Personen,
10 Taglöhners- und Leerhausbesitzer mit 20 Personen,
  2 unansässige Familien mit 8 Personen,
21 Knechte,
18 Mägde und
45 Kinder in diesen Familien.

Zum gewerblichen Bereich wurden 20 Personen gezählt:
1 Gewerbebetrieb mit 2 Personen
3 Gewerbebetriebe mit landwirtschaftlichem Nebenbetrieb, 9 Personen
1 Geselle
1 weiblicher Dienstbote
7 Kinder in diesen Familien.

Außerdem wurden, ohne nähere Angaben, 3 erwachsene Personen und 1 Kind zur sonstigen Bevölkerung gezählt.

Die Flur wurde nach den fünf Orten wie folgt aufgeteilt:
a) Orte, Flächen und Parzellenzahl
Wächtering 773 Tagwerk in 429 Parzellen,
Nördling 472 Tagwerk in 147 Parzellen,
Hausen 144 Tagwerk in 24 Parzellen,
Holzmühle 106 Tagwerk in 21 Parzellen,
Strauppen 352 Tagwerk in 20 Parzellen,
zusammen 1847 Tagwerk in 641 Parzellen.

b) Verwendung der Flächen
Haus und Hof 26,19 Tagwerk,
Garten 2,32 Tagwerk,
Äcker 1017,18 Tagwerk,
Wiesen 208,91 Tagwerk,
Weiden und Ödungen 26,20 Tagwerk,
Waldungen 538,13 Tagwerk,
Flüsse und Weiher 2,09 Tagwerk,
Straßen und Wege 25,76 Tagwerk,
zusammen 1846,78 Tagwerk.

Bei den Getreidearten wurde im Winterfeld der Weizen mit 1/3 angegeben, im Sommerfeld der Haber mit 1/3, also geringe Abweichungen von Bayerdilling. Die Düngung ist in Wächtering mit acht vierspännigen Fuhren pro Tagwerk angegeben. Die Unkrautbekämpfung - ohne chemische Mittel - hatte ihre positiven Seiten: „Sind die Felder einmal zugebaut, so werden sie fleißig ausgegraset, um Futter für das Vieh zu erhalten und damit das Unkraut nicht empor kommt“. Als Verkaufsorte für überschüssiges Getreide sind die Schrannen zu Rain und Aichach genannt.

Das Brachfeld wurde als Weide und zum Futterkräuteranbau (12 Tagwerk Klee und 3 Tagwerk Rüben, letztere auch als Speise) verwandt. Hopfen und Tabak war nicht auf den Feldern zu finden. Im Sommerfeld wurden 1 Tagwerk Linsen sowie 7 Tagwerk Kartoffeln für den Eigenverbrauch angebaut. Die Kartoffelernte wird nur mit achtfachem Ertrag angegeben. Flachs (6 Tagwerk) und Hanf (1 Tagwerk) waren wesentlich unbedeutender als in Bayerdilling. Die Bienenzucht (10 Stöcke) war ebenfalls unbedeutend.

Bei der Wiesenkultur wird in Wächtering zusätzlich bemängelt, daß diese - obwohl alle zweimähdig - angeblich aus Mangel an Dünger (= Mist) gar nicht gedüngt werden. Die Wiesen, sämtliche mittelmäßig, werden ihrer Lage nach wie folgt beschrieben: Untere Moosteile (62,65 Tagwerk), Obere Moosteile (9,93), Untere Änger (10,88), Obere Änger (15,75), Hauserwiesen (42,32), Holzmüllerwiesen (25,52) und Strauppnerwiesen (41,86).

In den Gärten wurden die gewöhnlichen Gemüsegattungen und auch Kraut und Rüben für den eigenen Verbrauch gebaut. Mit der Obstkultur war es ungünstiger bestellt als am Pfarrort. Der Bericht drückt die Hoffnung zur Besserung aus, „indem jetzt beiläufig 20 - 30 junge Bäume nachgesetzt und einige veredelt werden.“ Auf die „Kommunikationswege“ wurden bisher noch keine Bäume gesetzt. „Das Obst besteht in Kirschen, zwetschgen, Pflaumen, Kriechen, Apfel, Birn und Walnüsse für den Eigenverbrauch. An Verkauf ist selbst in guten Jahren bei nur 6 Tagwerk Obstgärten nicht zu denken.“

Der Viehbestand (gewöhnliche Rassen) lag entsprechend der Flächen deutlich niedriger als in Bayerdilling: 85 Arbeitspferde (einschließlich Fohlen), 193 Stück Hornvieh (8 Ochsen, 8 Stiere, 112 Kühe, 39 Stück Jungvieh ab 1 Jahr und 26 Kälber), 37 Schafe, 28 Lämmer, 72 Schweine von gewöhnlichen Landrassen (11 Zuchtschweine, 4 Eber, 21 Mastschweine und 36 Ferkel). Ziegen wurden nicht gehalten, dafür 132 Gänse, 220 Hühner und 50 Tauben.

Die Ertragsberechnung zeigt erneut den auch proportional geringeren Viehbestand und dadurch gegenüber Bayerdilling höhere Anteile von Ackerbau und Holzertrag:

Ackerbau 8598 fl 56,54 %
Viehzucht und Nebennutzungen 4787 fl 31,48 %
Flachs 172 fl 1,13 %
Hanf 22 fl 0,14 %
Bienenzucht 42 fl 0,28 %
Gärtnerei 450 fl 2,96 %
Obstertrag 200 fl 1,31 %
Kartoffeln 176 fl 1,16 %
Holzertrag 760 fl 5,00 %
Gesamt 15 207 fl 100,00 %

Nach Abzug der Belastungen verbleiben pro Person der landwirtschaftlichen Bevölkerung 62 fl, durch den geringeren Viehbestand weniger als in Bayerdilling. Die Kleinlandwirte lebten damit hart am Existenzminimum oder wie es das Amt formulierte, für die Familien war es nur „kärglich hinreichend“.Das Abschluß-Resümee für die Zukunft lautet: „Neben den allgemeinen, dem Emporkommen der Landeskultur fördernden Hilfsmitteln dürfte hier vorzugsweise eine größere Anwendung von nutzbaren Mähn- und Zugochsen anstatt der Haltung der zuvielen Pferde rätlich sein sowie die Einleitung zu einer zweckmäßigen Arrondierung, insbesondere in den größeren, mit vielen Parzellen überhäuften Ort Wächtering vorteilhaft sein.“ Die hier angesprochene Flurbereinigung sollte allerdings noch über 120 Jahre auf sich warten lassen!

Die neun Gewerbebetriebe, die 1830 in Wächtering bestanden haben, sind seit Jahrzehnten verschwunden, jedoch sind drei heute noch durch den Volksmund in Hausnamen überliefert: Wirt, Schusterweber und Holzmühle. Die Gewerbebetriebe waren (mit Angabe der alten Hausnummer):

Michel Zinsinger, Wirt, 12
Michel Steinbichler, Weber, 3 (freigegebene Erwerbsart, 20.12.1818)
Georg Steinbichler, Weber, 21 (freigegebene Erwerbsart, 8.2.1811)
Josef Ferner, Hafner, 20 (Konzession vom 21.7.1819)
Georg Knöferl, Essig- und Germsieder, 19 (Konzession vom 27.1.1826)
Josef Kügle, Schuhmacher, vermutlich 2 (Konzession vom 5.6.1830)
Kaspar Ziegler, ohne Berufsangabe (vermutlich Weber auf Nummer 26; Konzession vom 18.2.1816
Martin Oswald, Müller, Holzmühle
Peter Winsch, Ziegler, Strauppen

Mit Knöferl, der allerdings am 1.2.1832 bereits wieder verkaufte, hatte Wächtering einen für die Ortsgröße außergewöhnlichen Beruf. Der Gerben (oder Germ) ist die Ober- oder Spundhefe des Bieres. Diese Hefen dienten als Gärungsmittel bei der Zubereitung von Mehlspeisen und Weizenmehlbrot. Da es wichtig war, sie das ganze Jahr hindurch frisch haben zu können, gab es eigene Germsieder, die von den Bierbrauern Malz kauften, um dieses zur Gewinnung des Germs zu verbrauen. Die dabei erzeugte Flüssigkeit wurde teils als sogenanntes Germbier (um ein Fünftel des Preises von „braunem Bier“) verkauft, teils auch zu Essig verwendet.

Quelle und Literatur:
StAA, Regierung 5162 und BA Neuburg 2644.
Schmeller, Spalte 935 (Germsieder).


Gemeindegründeverteilung

Eine erste Verteilung von Gemeindegründen hat in Bayerdilling schon 1766 (Obere Flecken) stattgefunden.

1810/12 folgten drei Verteilungen, an der jeweils 85 Nutzungsberechtigte eine Zuweisung erhielten, nämlich 83 Anwesen sowie Schule und Kirche. Verteilt wurden am 10. Mai 1810 das Gemeindeholz mit 63 ¾ Jauchert, wovon jeder Berechtigte „einen besseren und einen schlechterer Qualität“ erhielt - deshalb heute noch die Flurnamen „Gute“ und „Schlechte Holzteile“. Am gleichen Tag wurde die Viehweide, Papma genannt, mit 10 5/8 Tagwerk verteilt (vermutlich westlich des Baches, etwa bei der Außermühle), wovon jeder Beteiligte 1/8 Tagwerk erhielt. Am 11. Juli 1812 wurden vier kleinere Weideplätze mit zusammen 10 5/8 Tagwerk verteilt, nämlich das Planla hinter den Krautgärten, das Planla neben der Urtel, die Ochsenplan und die Roßplan. Während von der Roßplan ein Teil bei der Gemeinde verblieb, wurden von dem 9 Tagwerk großen Weidegrund, das Moos genannt, ebenfalls 1 ¼ Tagwerk verteilt, damit jedes Gemeindemitglied 1/8 Tagwerk bekommen konnte.

Bezüglich der Gemeindegrundstücke ist beispielsweise am 15. September 1895 festgehalten: Die 1878 verteilten Gemeindegründe sind den 85 Anteilberechtigten auf weitere 15 Jahre gegen jährlich 3 M verpachtet. Von den unverteilten Gründen am Hainberg sind den 85 Berechtigten je 1 Tagwerk für ebenfalls 3 M Pacht zuzuteilen.

Endgültig erledigt war das Thema „Gemeindenutzungsrechte“ mit der Flurbereinigung.

(Im Buch folgen 9 Bilder und 15 Auszüge aus Handwerkerrechnungen)