Die Technik hält Einzug

(Dieses Kapitel enthält 15 Abbildungen mit weiteren ausführlichen Erläuterungen zur Technik-Entwicklung)

Elektrizitätsversorgung

Sehr früh bemühte sich die Gemeinde Bayerdilling um den Anschluß an die Stromversorgung. Am 2. Oktober 1910 legte man einen Vertragsentwurf der Amperwerke an das Bezirksamt Neuburg zur Begutachtung vor. Unterzeichnet wurde aber schließlich am 15. September 1912 ein Vertrag mit den Lech-Elektrizitätswerken (LEW) Augsburg. 1913 wurde die Versorgung bereits aufgebaut, jedoch waren anfangs längst nicht alle Anwesen angeschlossen. Den Grund für ein Transformatorenhaus erwarben die Stromversorger für 25 M am 6. August 1913 vom „Schwarzwirt“ Sedlmair. 1921 trat die Gemeinde dem Schutzverband gegen die LEW (Zusammenschluß der versorgten Gemeinden) bei, der durch das Neuburger Bezirksamt koordiniert wurde.

Beim Pfarrhof waren anfangs 1930 Verhandlungen mit den Lech-Elektrizitätswerken wegen des Stromanschlusses im Gange und Installateur Rawis aus Rain wurde mit 240 M zu Arbeiten beauftragt. Selbst für die beiden Schulsäle und das Standesamtszimmer wurde der Installationsauftrag erst am 3. Oktober 1934 an die Firma Joseph Königsdorfer in Rain übertragen. Die Einführung einer Straßenbeleuchtung wurde 1931 aus finanziellen Gründen abgelehnt.

1922, als schon viele Orte der Umgebung angeschlossen waren, konnten sich die Wächteringer aufgrund der Kosten nicht zum Anschluß an die Stromversorgung entschließen. Georg Modlmair, von der Militärregierung 1945 als Bürgermeister eingesetzt, stellte sich in seinem ersten Amtsjahr dem Problem. Materialknappheit prägte die Projektausführung, die nur zögernd vor sich ging. 5000 Backsteine von Andreas Ruisinger und 2000 Stück von Bürgermeister Modlmair (sie sollten später zurückgegeben werden) ermöglichten im Frühjahr den Bau der Trafostation. Rechtzeitig zum Weihnachtsfest wurde der Strom am 21. Dezember 1947 nach Wächtering geschalten.

Auto, Traktor und Radio

Den ersten Traktor und das erste Auto gab es beim Bachbauer. Schon 1929, nach dem Brand des Schmelcher-Anwesens, war der Bulldog eingesetzt. Beim Peterbauer gab es spätestens 1935 einen Schlepper. Nach dem Krieg ging es "Schlag auf Schlag" mit neuen Traktoren: 1951 oder 1952 erhielten Schaffler und Lefin jeweils einen 15-PS-Fendt (Einzylinder), 1953 kamen 6 gleiche Hanomag, 16 PS stark, von der BayWa, gekauft von Schwabpeter, Hitzberger, Schäfer und drei weiteren Landwirten. Wie für fast alle Lebensbereiche, gab es auf manche Firma einen Spottvers wie folgenden, der in Bayerdilling umging:

„Fünf Pfund Dreck und fünf Pfund Lack,
fertig ist der Hanomag.“

Das erste Auto im Dorf, Besitzer Josef Bürle, war ein Opel, Modell Wanderer, Sechssitzer. Als Feuerwehr-Bezirksvertreter (entspricht dem Kreisbrandrat) war es für Bürle sehr wichtig; wann er es genau gekauft ist, ist nicht mehr bekannt. Lehrer Franz Remmele kaufte um 1935 das zweite Auto im Dorf. In den 1950er und 1960er Jahren machte das Auto seinen Siegeszug - in den 1970er und 1980er Jahre folgte vielfach der Zweitwagen.

Ein Radiogerät besaß schon sehr früh der „Wacker“. Die Rede zur „Machtergreifung“ 1933 hörten viele Bayerdillinger am Rundfunk beim Schwarzwirt mit.

Post und Telefon

Die Postzustellung erfolgte in früheren Generationen von Rain aus. Inhaberin der Hilfspoststelle war ab 1. Mai 1916 Therese Rechner bei einem widerruflichen Gehalt von 3 M monatlich. Als Postbote fungierte Thomas Stiglmair (geb. 1874), vor ihm kamen Zusteller aus Rain (mit dem Renteneintritt von Gertraud Koller hat sich so der Kreis wieder geschlossen). Am 24. Januar 1936 plädierte der Gemeinderat - wohl erfolgreich - dafür, daß die Posthilfsstelle dem Benedikt Ehrentreich verliehen wird, da der Mitbewerber kein „Frontkämpfer“ gewesen sei. Die Poststelle war einige Zeit auch beim Kramer Braßler, nach 1945 wurde sie Georg Koller als Kriegsbeschädigten verliehen, der einen Neubau mit Amtsraum an der Pessenburgheimer Straße erstellte. Von der Poststelle Bayerdilling aus wurden auch Wächtering und die Höfe versorgt. Nach der Schließung der Postdienststelle wurde im Elektrogeschäft von Georg Koller jun. eine Postagentur eingerichtet.

Vier Postleitzahlen mußten sich die Bayerdillinger und Wächteringer im Laufe der vergangenen vier Jahrzehnte merken. In den 1950er Jahren gehörten beide Dörfer zum Zustellbereich „13b“ (umfaßte einen großen Teil Bayerns), zusätzlich gehörte die Angabe„über Rain (Lech)“ zur korrekten Adresse. Ab 1961 galt - wie für viele Orte der Donauwörther Umgebung - die Adresse „8851 Bayerdilling“. Mit der Eingemeindung am 1. Januar 1975 war in Bayerdilling das Postamt „8852 Rain 2“. Am 1. Juli 1993 kam mit der fünfstelligen Postleitzahl „86641 Rain“. Mit der Vollautomatisierung wird die Post seit 1997 zum allergrößten Teil im Zentrum Gersthofen abgestempelt mit „Briefregion 86“. Die neue Technik hat den individuellen örtlichen Poststempel verdrängt, die Ortsangabe „Bayerdilling“ fehlt im Stempel der örtlichen Agentur (rechts) ohnehin schon.

Das Telefon kam am 15. März 1909 nach Bayerdilling. Die öffentliche Telefonstelle beantragte die Gemeinde für die Gastwirtschaft Mack. Die Gemeinde verbürgte sich gegenüber dem Betreiber für eine Mindesteinnahme von 80 M jährlich. 1919 erhielt die Familie Mack 25 M jährlich für Austragen der Telegramme und das Herbeiholen zum Telefon. Zum 29. Februar 1920 wurde diese gemeindliche Einrichtung aufgehoben und gleichzeitig eine staatliche Telefonstelle eingerichtet. In Wächtering erfolgte die Einrichtung einer Telefonstelle im Gasthaus Klas in den 1920er Jahren, denn bei der Brandserie von 1930 wurden Polizei und auswärtige Feuerwehren bereits mittels Fernsprecher vom Wirt verständigt. Xaver Röck, der eine Handlung in Wächtering betrieb, hatte spätestens 1922 einen privaten Telefonanschluß (ursprünglich Nummer 47, dann 68). Die frei zugängliche Telefonzelle in der Rainer Straße in Bayerdilling wurde 1970 errichtet. Auch Wächtering erhielt ein solches gelbes Häuschen am Dorfplatz, das allerdings anfangs der 1990er Jahre wegen Unrentabilität beseitigt wurde: das Telefon hatte in den 1980er Jahren endgültig in jedem Haushalt Einzug gehalten, die öffentliche Fernsprechstelle war gegenstandslos geworden.

Im Jahr 1950 waren in Bayerdilling mindestens fünf Telefonanschlüsse vorhanden. Unter der Rainer Vorwahl waren folgende Nummern vergeben: 41 Bürle, 56 Hertl, 78 Modlmair und 99 Bruglachner; außerdem gab es die öffentliche Fernsprechstelle beim „Postboten“ Georg Koller. In Wächtering ist im Einwohnerbuch 1950 nur die öffentliche Fernsprechstelle beim Wirt Klas eingetragen, die nach der Gaststättenschließung (1958) in das Haus von Bürgermeister Modlmair verlegt wurde. Der „Luxus-Artikel“ Telefon wurde von 1975 bis 1985 zum Standard für jeden Haushalt, 90 Prozent waren wohl am Ende dieser Ausbauphase angeschlossen.

Die Vorwahl-Nummer von Rain änderte sich zweimal: die „08902“ mußte man der Landeshauptstadt München opfern und erhielt in den 1970er Jahren die „09002“. Diese widerum wurde im Februar 1997 von der Telekom für Mehrwegdienste benötigt, Bayerdilling erhielt mit Rain die „09090“. Wächtering hat seine eigene Telefon-Geschichte, denn es war ursprünglich an das Amt Rain angeschlossen (auf Geschäftsbriefen von Röck ausgewiesen) und kam später an das Ortsnetz Baar (Vorwahl 08276). Um 1980 wurde das Dorf, ebenso wie Nördling und die Höfe, auf eigenen Wunsch die Rainer Vorwahl (09002, ab Februar 1997 die 09090) erteilt; der Wunsch wurde aus der Eingemeindung geboren.