Freiwillige Feuerwehr Bayerdilling

(Illustration: vier Bilder)

Die Freiwillige Feuerwehr Bayerdilling ist ältester Verein von Bayerdilling. Nach Rain (1873) ist sie zweitältester Feuerwehrverein im heutigen Stadtgebiet. Am 6. Juni 1876 war eine Übung der Pflichtfeuerwehr. Kommandant Graf von der Freiwilligen Feuerwehr Rain referierte dabei über Zweck und Nutzen der Freiwilligen Feuerwehr, deren Errichtung daraufhin beschlossen wurde. Es traten spontan 52 aktive und 25 Ehrenmitglieder bei. Eine Sammlung durch Bürgermeister (Isidor?) Bollinger und Lehrer Friedrich Mordstein bei den besserbemittelten Ortsbewohnern ergab 115 Mark einmalige und 12 Mark vierteljährliche Beiträge. Damit konnten die notwendigsten „Requisiten“ angeschafft werden. In den Folgejahren sind weitere Anschaffungen notiert. Am 22. August 1886 wurde die für 1575 Mark erworbene Saug- und Druckspritze übernommen, die als Museumsstück noch im Feuerwehrhaus steht. Unter dem Inventar sind 89 Meter Druckschläuche, 8 Meter Saugschläuche, 24 Wassereimer, 3 Dach- und 3 Hackenleitern als Gemeindeeigentum sowie 39 Messinghelme, 24 einfache Gurte, 2 Signalhörner, 6 Laternen, 37 Dienstvorschriftenbücher sowie diverse Dienstrangabzeichen als Vereinseigentum verzeichnet.

Lange vor 1886 hatte Bayerdilling eine Feuerspritze, denn in der Jahresrechnung 1838 sind Reparaturauslagen für Kupferschmied und Sattler vermerkt; außerdem wurde das Feuerspritzenhaus repariert. 1872 und 1877 ist bezeugt, daß Bayerdilling die „Löschmaschine“ zusammen mit den Gemeinden Wächtering, Pessenburgheim und Sallach besaß. Bei den Gemeindebelegen heißt es, die Kosten für die zweimalige Reinigung, insgesamt 10,30 Mark, teilen sich nach dem Steueraufkommen unter diesen Gemeinden: Bayerdilling trug 4,17 Mark, Wächtering 2,29 Mark, Pessenburgheim 2,17 Mark und Sallach 1,67 Mark.

Am 19. September 1886 wurde in Verbindung mit dem 10jährigen Gründungsfest die erste Fahne, ein „Geschenk der Frauen und Jungfrauen“, vermutlich selbst gefertigt, durchgeführt. Zu dem Fest waren Rain als Patenverein sowie Feldheim, Genderkingen, Thierhaupten, Münster und Wallerdorf gekommen.

Der erste im Dienstbuch eingetragene Einsatz war beim Großbrand in Sallach am 20. November 1888, bei dem neun Gebäude abbrannten und bei dem 14 Freiwillige und 8 Pflichtfeuerwehren mit 21 „Löschmaschinen“ Hilfe leisteten. Es ist unwahrscheinlich, daß man in den ersten zwölf Jahren überhaupt nicht zum Einsatz gerufen wurde, denn für 1892 bis 1913 sind dreizehn Einsätze nachgewiesen, davon neun im eigenen Dorf. Vierzehn Feuerwehren waren beim Brand von drei Gebäuden in der Untergasse („Schweizer“ und „Bollingerwagner“) am 1. Dezember 1896 im Einsatz, zehn Feuerwehren beim Großbrand der Scheunen von „Zacherla“ und „Küglebauer“ am 17. März 1907.

Großes Lob erntete die Mannschaft stets bei den Inspektionen: sie war eifrig, gut geschult und unter guter Führung. Jährlich fanden zwei bis vier Übungen statt, der Besuch war gut, teilweise sogar vollzählig. 33 bis 50 Aktive sind im Dienstbuch zwischen 1887 und 1924 eingetragen, seit spätestens 1893 gab es wieder eine Pflichtfeuerwehr mit beachtlicher Stärke (zwischen 19 und 50 Mann). 97 Mann dienten in der Feuerwehr im Jahr 1924, so viele, wie sonst nie in der Geschichte nachweisbar: 47 in der Freiwilligen und 50 in der Pflichtwehr. Der Freiwilligen Feuerwehr dienten 6 Ausschußmitglieder, 2 Signalisten, 1 Sanitäter, 9 Mann im Steigerzug, 17 Mann im Spritzenzug, 10 Mann im Rettungszug und 2 „Elektrische“ (die Stromversorgung war 1913 installiert worden).

Große Beliebtheit gewannen die Fahnenweihen in den 1920er Jahren. Mit 34:1 Stimmen wurde am 17. Januar 1926 die Abhaltung des 50jährigen Gründungsjubiläums beschlossen. In der nur fünfmonatigen Vorbereitungsphase trat auch noch der Kommandant zurück und Bezirksvertreter (entspricht Kreisbrandrat) Joseph Bürle übernahm kurzfristig wieder den Kommandantenposten. Das Fest war genau am 50. Gründungstag, dem 6. Juni 1926. Bei sehr ungünstiger Witterung nahmen 49 Vereine, darunter auch Neuburg, teil; die große Festhalle war in den Gärten von Peterbauer und Hanselmann. Die Erinnerungsbänder - Patenverein war erneut Rain - wurden im Rahmen des Festgottesdienstes an die Fahne von 1886 angeheftet.

Früh spürte die Wehr die politische Änderung vom Januar 1933. Die Versammlung am 27. Dezember 1933 wurde vom Bürgermeister vor der Neuwahl geschlossen, angeblich, weil nicht vorschriftsgemäß geladen war. Bei der Wiederholung am 27. Januar 1934 war eine Wahl nicht mehr erforderlich. Auf Antrag des Gemeinderates war von Amts wegen ein neuer Kommandant bestellt worden. Der abgesetzte Joseph Bürle, 25 Jahre als Kommandant tätig, dankte darauf auch als Bezirksvertreter ab. Am 25. September 1934 wurde er auch als Vereinsvorstand abgesetzt, angeblich, weil er die Männer gegen den eingesetzten Kommandanten aufhetzte. In dieser Zeit traten viele Wehrmänner aus der Freiwilligen Feuerwehr aus, die nur noch 32 bis 40 Mitglieder zählte, während die Pflichtwehr auf 60 - 66 Mann anwuchs. Ab 1936 hieß die Jahresversammlung „Generalappell“ - die Gleichschaltung hatte die kleinsten Vereine erreicht.

Mit Kriegsausbruch wurden die meisten jüngeren Mitglieder einberufen. Am 10. Februar 1940 blieben nur 20 bis 22 „unabkömmlich“ Gestellte und nicht Wehrdienstfähige. Junge Mädchen wurden ausgebildet. Am Ende dieser Zeit, am 26. April 1945, war die größte Brandkatastrophe der Feuerwehrgeschichte: 13 Scheunen und 2 Wohnhäuser gingen gegen 16 Uhr nach Beschuß durch amerikanische Tiefflieger in Flammen auf. Nur ein Teil des Viehs wurde gerettet. Man wußte nicht, wo man - dazu unter Lebensgefahr - zuerst löschen sollte. In Pessenburgheim und Rain brannten ebenfalls viele Gebäude und weitere Nachbarortschaften waren betroffen; auswärtige Hilfe konnte nicht kommen. Bereits 23 Stunden später besetzten die Amerikaner das Dorf, der Krieg war vorbei, die Feuer aber waren noch nicht völlig erloschen.

Vereine waren in den Nachkriegsmonaten verboten, die Pflichtfeuerwehr als gemeindliche Einrichtung war geduldet, aber zunächst nur als „wilder Haufen“, wie der Chronist vermerkt. Sebastian Lenz, am 1. Januar 1946 gewählt, konnte eine gewisse Ordnung wieder herstellen. Nach seinem Rücktritt im April 1948 erreichte die Feuerwehr einen Tiefstand, zumal zwei gewählte Nachfolger das Amt ablehnten. Thomas Stiglmair, am 5. September 1948 einstimmig gewählt, brachte die „Wende“. Schon am 5. Januar 1949 beschloß die Versammlung auf seine Initiative - trotz leerer Kasse - die Anschaffung einer neuen Fahne, da das alte blau-weiße Vereinsbanner am 26. April 1945 im Vereinslokal Neuwirt schwer beschädigt worden war.

Die Taubstummenanstalt Dillingen fertigte die Fahne nach dem Entwurf des Kommandanten. Mathias Bruglachner wurde Festausschußvorsitzender, Gempfing konnte als Patenverein gewonnen werden, da Rain ablehnte. Der Eifer der Vorarbeiten wurde am Pfinstsonntag, dem Vorfesttag, arg getrübt: es regnete den ganzen Tag, das Konzert der Musikkapelle Rain wurde wegen eines Platzregens abgebrochen und in den Saal verlegt. Der Pfingstmontag, 6. Juni 1949 (genau 73. Gründungsjubiläum), wurde von Witterung und Festverlauf her ein sehr schöner Tag. 24 Vereine und 4 Musikkapellen (Rain, Thierhaupten, Münster und Neukirchen) nahmen an dem Fest auf der Pointwiese des „Peterbauern“ (westlich vom Hof zur Flurstraße) teil. Gefeiert wurde unter freiem Himmel. Die erste Fahnenweihe im Landkreis Neuburg a.d. Donau nach dem Krieg war mit 2500 Gästen beim nachmittäglichen Umzug sehr gut besucht. Am 21. Juni 1953 war man bei der Fahnenweihe der Freiwilligen Feuerwehr Oberpeiching der Patenverein.

Der technische Fortschritt verlief für die Freiwillige Feuerwehr Bayerdilling in den nächsten Jahrzehnten so rasend schnell wie die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung. Am 10. Juni 1951 wurde die Tragkraftspritze 6/6 in Dienst genommen, am 9. November 1960 wurde diese von einer stärkeren Spritze 8/8 abgelöst. Das alte Gerätehaus neben dem Bachbauern-Anwesen wurde 1964 durch das neue, geräumigere Gebäude an der Wallerdorfer Straße ersetzt. Mit regelmäßigen Übungen, Lehrgängen an der Feuerwehrschule und erfreulichen Inspektionsergebnissen hält die Wehr den gestiegenen Anforderungen stand. Die Pflichtfeuerwehr löste sich infolge des Erstarkens der Freiwilligen Feuerwehr bald nach 1948 auf. Seit 6. März 1966 nehmen die Aktiven regelmäßig an den Leistungsprüfungen teil, 1980 erreichte die erste Gruppe schon das höchste Abzeichen „Gold mit Rot“ (Stufe III/5).

Die 100-Jahr-Feier wurde wegen Terminüberschneidungen um elf Monate auf 4. bis 7. Juli 1975 vorgezogen. Die Niederbayerische Fahnenstickerei Kössinger fertigte die dritte Fahne der Vereinsgeschichte, die am 6. Juli auf dem alten Turnplatz geweiht wurde. Hatte es am Freitag und Samstag mehrfach geregnet, so erwachte der Festsonntag wie bei der Fahnenweihe 1949 mit blauem Himmel. Am Nachmittag säumten tausende Zuschauer den Weg des Festzugs mit 65 Vereinen, 4 Musikkapellen und 1200 Feuerwehrmännern durch den Ort.

Mit intaktem Gerät, gutem Ausbildungsstand, Ortskenntnis und Leistungsbereitschaft ist die Stadtteil-Feuerwehr für zeitgemäßen Brandschutz und technische Hilfeleistung unverzichtbar, auch wenn stets bei allen größeren Einsätzen die Stützpunktwehr Rain mit ihren Spezialgeräten gerufen wird.

1998 beginnen Feuerwehr und Stadt mit der Renovierung und Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses. Der Einbau von Sanitäranlagen ist geplant.

Quellen:

4 Stammbücher der Feuerwehr von 1876 bis in die Gegenwart.
Festschrift zur Fahnenweihe 1975.
Neuburger Anzeigenblatt vom 11.6.1926.
StAR, Gemeindearchiv Bayerdilling.
StAA, BA Neuburg 6426.