Freiwillige Feuerwehr Wächtering

Hinweis: Der nachfolgende Text ist übernommen aus dem Buch "Bayerdilling und Wächtering, Geschichte zweier Dörfer am unteren Lechrain, Rain 1998."
(In diesem Buch ist der Beitrag durch 5 Bilder illustriert)

Relativ spät erst wurde der Feuerwehrverein gegründet. Beginnend in den größeren Orten, wurden in den 1870er und 1880er Jahren viele Freiwillige Feuerwehren gegründet. In Wächtering entwickelte sich aus der Pflichtfeuerwehr - wie in anderen kleineren Orten - erst 1893 eine Freiwillige Feuerwehr.

1872 hatte die Gemeinde folgende „Feuerlöschrequisiten“: Anteil an der Feuerspritze zu Bayerdilling, eine Handspritze, zwei Haken, zwei Leitern, außerdem jedes Haus ein Eimer.

Man hielt die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr für den kleinen Ort als nicht zulässig, wird im Protokoll überliefert. Erst der Bezirksvertreter (entspricht dem Kreisbrandrat) räumte bei der Inspektion am 27. April 1893 das Mißverständnis aus. Bereits am 1. Juli 1893 gründeten 28 Männer bei einer von Bürgermeister Philipp Brandner einberufenen Versammlung im oberen Saal des Gasthauses Weis mit einstimmigem Beschluß den Verein. Eine Pflichtfeuerwehr gab es nun nicht mehr, sondern erst wieder zwischen den Weltkriegen; sie unterstand dem Kommando der Freiwilligen Feuerwehr.

Der Feuerwehr gehörten sowohl Knechte als auch Bauern an. Dies äußert sich in einer starken Mitgliederfluktuation: an Lichtmeß gingen viele Dienstboten in eine andere Stellung und damit weg aus der Gemeinde. Der Übungs- und Versammlungsbesuch der ersten Jahre war stets gut, oft sogar vollzählig. Die Inspektionen fielen durchwegs erfreulich aus. Der Mitgliederstand erhöhte sich bis 1896 auf 32 Mann, betrug aber 1899 nur noch 20 Mann. Die Handspritze, 1887 angeschafft, wurde provisorisch in einem Stadel des ehemaligen Armenhauses verwahrt. Am 15. März 1902 wurde ein zweirädriger Wasserzubringer (540 Mark) in den Dienst genommen.

Drei Einsätze gab es in den ersten 15 Jahren: 3. Juni 1899 Stadelbrand in Hausen, 4. Juli 1905 Waldbrand im Strauppnerholz und 17. März 1907 Totalbrand der Scheunen von Haberl und Augustin in Bayerdilling. Im April 1929 vernichtete ein Brand die Scheune des Anwesens Steinbühler fast ganz. Eine Serie von Brandstiftungen schreckte die Ortschaft anfangs 1930 auf, der oder die Täter konnten nicht ermittelt werden. Am 7. Januar, 2.30 Uhr, stand die Holzhütte bei Seitzmeir in Flammen, das Haus wurde in Mitleidenschaft gezogen. Am 17. Januar (Feueralarm um 1.15 Uhr) brannten Scheune, Stall und Remise des Anwesens Ruisinger („Strobl“) ab, das Haus wurde leicht beschädigt. Beim Anwesen Breimair wurde am 4. Februar, 23 Uhr, Feueralarm gegeben; Göpelhaus, Stadel mit Stall und Anbau wurden vernichtet. Am 11. Februar, 3.30 Uhr, brannte das Anwesen Steinbühler - an Scheune und Stall entstand Teilschaden. Die für damals stattliche Summe von 43 000 RM kosteten die drei letztgenannten Brände der Versicherungsanstalt.

Diese Brände brachten viel Unruhe in Ortschaft und Feuerwehr, aber auch Mißtrauen der Nachbarwehren. Der Feuerwehrverein drohte auseinander zu fallen. Erst dem neuen Kommandanten Leonhard Modlmair, der zuvor die Feuerwehrschule besuchte, gelang es, den Zusammenhalt wieder herzustellen. Er war von 1936 bis 1970 ununterbrochen erster Kommandant.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Frauen zum Feuerwehrdienst herangezogen. In den letzten Apriltagen, vermutlich am 26., gingen drei Scheunen nach Tieffliegerbeschuß in Flammen auf. Die ganze Ortschaft half zusammen, um weiteren Schaden zu verhindern, denn die meisten aktiven Wehrmänner waren zum Kriegsdienst eingezogen.

Die fortschreitende Technisierung erleichterte die Alarmierung und Arbeit der Feuerwehr. Horn, Glocke und Boten wurden ergänzt durch Kradmelder und Telefon. Schließlich übernahm die Sirene die Alarmierung; seit 1977 kann sie durch die Polizei mittels Funk ausgelöst werden. Das Löschgerätehaus errichtete die Gemeinde 1947. Am 21. August 1959 wurde eine neue Tragkraftspritze 6/6 (3500 DM) in den Dienst genommen. 1970 wurde sie wieder in Zahlung gegeben und ein neuer Tragkraftspirtzenanhänger 8/8 gekauft.

1962 begann die Feuerwehr mit der Teilnahme an Leistungsprüfungen, die erfolgreich bis zu den höchsten Abzeichen fortgesetzt wurden. Mindestens eine erfolgreiche Prüfung hat jeder Aktive hinter sich. 1982 reihten sich neun Damen unter die Aktiven und stellten sich - erstmalig im Stadtgebiet - der Leistungsprüfung. Bei diesem ersten Test blieben sie fehlerlos und ergänzen im Ernstfall die 20 - 25 aktiven Männer.

In Eigenregie wurde das Gerätehaus 1980 um einen kleinen Lehr- und Aufenthaltsraum, zugleich Versammlungsraum des Dorfes, ergänzt (Fertigstellung im Oktober). Der schlechte bauliche Zustand des Geräteraumes und die Enge im Aufenthaltsraum führten 1995 zu dem Entschluß, einen Neubau zu errichten. Die Feuerwehr und Ortsgemeinschaft trugen ab dem Frühjahr 1996 zu diesem Projekt der Stadt durch Eigenleistungen im Wert von 200 000 DM bei. Die Einweihung erfolgte am 25. Mai 1997.

Zum „90. Geburtstag“ schaffte sich die Wehr eine Vereinsfahne an. Sie wurde - von schöner Witterung begünstigt - am Sonntag, 10. Juli 1983, geweiht. Am Samstag begann mit Standkonzert, Austausch von Patengeschenken und Ehrungen im Festzelt (nordwestlich von „Gober“). Das Abendprogramm bestritten die fünf „Lechtaler Buam“ aus dem österreichischen Hinterhornbach musikalisch. 60 Vereine nahmen am Sonntag beim Festgottesdienst und dem nachmittäglichen Umzug teil. Am Montag bildete eine Raiffeisen-Versammlung den Festausklang.

Quellen:

Diese Chronik stützt sich im wesentlichen auf die zwei Stammbücher der Feuerwehr, außerdem auf das Gemeindearchiv Wächtering im Stadtarchiv Rain und StAA, BA Neuburg 6426.