Schützenverein Gemütlichkeit Bayerdilling

(Dieser Beitrag enthält vier Abbildungen.)

Schon im Jahr 1909 dürften sich junge Burschen - ohne jedoch förmlich den Verein gegründet zu haben - zum sportlichen Schießen getroffen haben, denn noch heute spricht man von diesem Gründungsjahr. Anhaltspunkt ist ferner, daß der Bürgermeister dem Bezirksamt im Februar 1910 am gleichen Tag die Gründung von zwei verschiedenen Schützengesellschaften mitteilte. Wahrscheinlich auf amtliche Anordnung wurde so erst zu Beginn des Jahres 1910 zeitgleich bei beiden Vereinen die förmliche Gründung vollzogen. Der zweite Verein hatte seine Heimat beim „Schwarzwirt“ und hieß Winterlust. 21 Herren gründeten die „Gemütlichkeit“ am 13. Februar 1910 im Gasthaus Mack („Neuwirt“, bis heute Vereinslokal) förmlich. Michael Stiglmair wurde 1. Schützenmeister, Joseph Bruglachner, mit 20 Jahren gerade volljährig, sein Stellvertreter. Auch die Statuten wurden gleich beschlossen, was zusätzlich auf den formlosen Zusammenschluß von 1909 hindeutet. Schießbetrieb war bis zum Ersten Weltkrieg, der den Betrieb „lahm“ legte, jeden Samstag von November bis März. Jeder Schütze hatte fünf Übungsschüsse auf die vierteilige Scheibe; wer unter 15 Ringe schoß, mußte je Ring einen Pfennig bezahlen. Wöchentlich wurde dann eine Ehrenscheibe ausgeschossen - die erste gab alljährlich der Verein, die folgenden jeweils der Gewinner der Vorwoche. Je Jahr konnte man nur eine Scheibe gewinnen. Bei freudigen familiären Ereignissen, wie etwa einer Hochzeit, mußte das „glückliche“ Mitglied eine Ehrenscheibe stiften. Fünf Pfennig kostete die Munition pro Abend jedem Schützen. Der Zieler (Ansage des Treffers) erhielt 30 Pfennig vom Verein und 10 Pfennig vom Scheibengewinner. Dem Schützenverein Gemütlichkeit gehörten die jungen Männer des Dorfes an, weshalb der Bürgermeister in einem Schreiben den Beinamen „Jugendlust“ verwendete.

Beim Schützenverein Winterlust Bayerdilling ruhte der Betrieb während der beiden Weltkriege ebenfalls. Er war dann wieder von 1951 bis 1963 tätig. In Wächtering gab es beim Wirt vor dem Ersten Weltkrieg ebenfalls für einige Jahre einen eigenen Schützenverein mit dem Namen „Winterlust“. Die amtliche Gründungsmitteilung vom 12. November 1910 liegt im Staatsarchiv Augsburg noch auf (BA Neuburg 6780). Es heißt darin, der Verein habe zwölf Mitglieder, jeden Samstag sei Schießabend im Gasthaus Weiß und Vorstand war Joseph Ruisinger. Die Schießbereich ist durch Holzwände vom Gastraum getrennt; aus Sicherheitsgründen war jeder Schuß durch Glockenzeichen anzukündigen.

Die letzte Eintragung des Schützenvereins „Gemütlichkeit“ vor dem Ersten Weltkrieg datiert vom 28. Februar 1914 - nach der Sommerpause waren die Männer in alle Winde zerstreut, der 2. Schützenmeister Joseph Bruglachner war einer der ersten Kriegstoten aus dem Ort (11. Dezember 1914 im Lazarett). Über ein halbes Jahrhundert dauerte es, bis der Verein wieder zu dem dauerhaften Betrieb der ersten Jahre zurückfand. Ab Silvester 1919 begann zwar der Schießbetrieb, am 26. November 1921 beschloß man jedoch, den Verein wegen Interesselosigkeit für eine bestimmte Zeit „in Ruhe zu legen“. Weitere Notizen finden sich vom 13. November 1927 und 29. Januar 1929. Im Schießjahr 1929/30 gehörten 17 Mitglieder dem Verein an. Nun folgte die größte Pause der Vereinsgeschichte.

Den Wiederbeginn am 31. Oktober 1958 mit 18 Mitgliedern kann man deshalb fast als Neugründung bezeichnen, denn Schützen der früheren Perioden waren nicht mehr aktiv. Der Verein wuchs auf 32 Mitglieder an. Von März 1961 bis 3. Dezember 1966 ruhte der Betrieb erneut und 1968 war nochmals „Sparflamme“ angesagt. Seit 1969 geht es nun kontinuierlich aufwärts. Seit damals gehört der Verein dem Bayerischen Sportschützenbund, Gau Neuburg-Pöttmes, an.

Bis 1970 schoß man, wie seit der Gründung, von der Gaststube ins Nebenzimmer auf nur einem Stand. 1971 wurden vier Stände im (alten) Saal des Gasthauses Hertl errichtet und nachdem diese zu wenig waren, richtete man 1978 acht automatische Stände im Dachgeschoß ein.

Die Mitgliederzahl stieg von 15 (1966) über 41 (1976), 90 (1977), 130 (1981 und 180 (1985) auf derzeit 192. Mit der Anschaffung von Vereinswaffen wurde man den stets wachsenden Anforderungen, besonders in der Jugendarbeit, gerecht. Am Rundenwettkampf beteiligt sich der Verein seit 1971 mit zwei Luftgewehrmannschaften. 1976 kam eine Luftpistolenmannschaft und 1979 die dritte Gewehrmannschaft dazu. In den Folgejahren erhöhte sich die Aktivenzahl und damit auch die Zahl der Mannschaften auf zwischenzeitlich neun (sieben Luftgewehr, zwei Luftpistole). Die beiden Spitzenteams erreichten 1997/98 ihre besten Saisonabschlüsse: Luftgewehr Platz vier in der Gauoberliga B, Luftpistole Platz drei in der Bezirksliga Oberbayern, Gruppe 1. Der Schützenkönig wird seit 1975 ermittelt, ein Jugendkönig seit 1979 ausgeschossen.

Eine Vereinsfahne hat sich Gemütlichkeit Bayerdilling 1981 angeschafft und mit einem viertägigen Fest vom 3. bis 6. Juli geweiht. Beim Festzug am 5. Juli nahmen 60 Vereine und 5 Musikkapellen teil. Das Zelt stand an der Wallerdorfer Straße (Wiese von Vereinswirt Hertl), der Gottesdienst fand auf dem alten Turnplatz statt. Patenverein war Almenrausch Gempfing-Überacker. Der Verein ist ein wichtiger Faktor des gesellschaftlichen Lebens, ob mit internen Feiern, der 1989 eingeführten alljährlichen Schützenmesse am Vorabend des 1. Advent oder dem Rosenmontagsball. Seine Verantwortung für Dorf und Gemeinschaft unterstrich der Verein mit der vom November 1976 bis April 1991 monatlich einmal durchgeführten Altpapier- und Altkleidersammlung. Wegen Einführung der Papiertonne stellte der Verein diese Aktivität ein.

Wiedergründungsvorstand Josef Bruglachner war von 1958 bis 1984 - mehr als ein Vierteljahrhundert - an der Vereinsspitze. Seither ist Georg Koller erster Schützenmeister. Josef Bruglachner wurde bei seinem Rücktritt 1984 zum Ehrenvorstand ernannt; gestorben ist er im Januar 1997. Ehrenmitglieder des Vereins sind Josef Koch, langjähriger zweiter Schützenmeister, und Alois Reißner, viele Jahre als Schriftführer beziehungsweise Kassier tätig.

Veröffentlichung:

Festschrift zur Fahnenweihe 1981.